Die Geschichte des Dorfes von 1037 - 1730
Langweiler, urspruenglich Habschied genannt, wurde gegruendet, wie aus einem Schriftstueck das im Pfarrrhause zu Wirschweiler aufbewahrt liegt, im Jahre 1037. Die ersten Bewohner waren Koehler ihrer Religion nach katholisch. Diese erhielten von der damaligen Regierung Land zugesprochen, auf dem jetzt der Ort Langweiler erbaut ist. Woher die ersten Einwohner kamen und wie gross die Kolonie in den ersten Zeiten war, ist nicht bekannnt. Die Bewohner von Habschied gehoerten damals unter die Herrschaft der Grafen von Sponheim, die ein fuerstliches Jagdschloss in Allenbach hatten, das noch bis auf den heutigen Tag zum groessten Teil erhalten ist. Hier wohnte der Amtmann. Seit dem Jahre 1301, als die Brueder Graf Simon und Johann von Sponheim das vaeterliche Erbe teilten, gehoerten die Einwohner von Habschied zu der Grafschaft hinter Sponheim. Johann von Sponheim starb als der letzte seines Stammes am 24. Oktober 1437 auf der Starkenburg und wurde in der Kirche zu Trarbach begraben. Jetzt erhielt die Hintere Grafschaft von Sponheim der naechste Verwandte, naemlich der Herzog von Pfalz-Simmern und der Markgraf von Baden. Damals regierten in Pfalz-Simmern der Herzog Johann II. welcher am 18.05.1557 starb. Als nun sein Sohn Friedrich der Fromme die Regierung antrat, war seine erste Sorge, die Einfuehrung der evangelischen Religion in seinem Lande. Den Anfang machte dieser im Herzogtum Simmern, dann in der hinteren Grafschaft Sponheim. Er musste jedoch bald von seinem Vorhaben ablassen, weil in der Kurpfalz der Kurfuerst Otto Heinrich am 12.02.1559 kinderlos starb und er sein naechster Verwandte und Erbe war. Die Haelfte von der hinteren Grafschaft Sponheim bekam jetzt der Pfalzgraf Wolfgang von Zweibruecken und die andere Haelfte Georg Hans von Veldenz. Letzterer wurde am 11.04.1563 grossjaehrig und trat darauf sein Anteil an der hinteren Grafschaft Sponheim an den Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibruecken ab und so wurde dieser der alleinige Besitzer der heutigen Grafschaft Sponheim. Die Gemeinsherren der ganzen Grafschaft Sponheim waren nun die Markgrafen Philibert von Baden und der Herzog von Zweibruecken. Der Herzog von Zweibruecken suchte jetzt wieder der evangelischen Religion in seinem Lande Verbreitung zu schaffen. Aus den kath. Kirchen wurden die Kruzifixe, Bilder der Heiligen entfernt, die heiligen Gefaesse und Messgewaender verkauft und von dem Geld die Bibel von Luther hergestellt und dann eingefuehrt. Doch die Katholiken aus dieser Gegend hielten damals treu an ihrem Glauben fest und fanden auch eine gute Stuetze an dem Mitregenten Philibert Markgraf von Baden, ohne den der Pfalzgraf von Zweibruecken nichts ausfuehren konnte. Die damals in unserer Gegend wohnenden Katholiken wurden jedoch von ihm gezwungen, ihre Kinder von den evangelischen Geistlichen taufen und die Toten begraben zu lassen. Dass letzteres wirklich stattgefunden hat, beweist uns ein Acten-Stueck aus dem Pfarrhaus von Wirschweiler. Dieses Geburts- und Sterberegister fuehrt den Titel:" Extractus Wirschweiler Kirchen Protocolli die Parochial-Verrichtungen an den Roemischen Catholischen von ordinario Evangelio ", ausgeuebt, da heisst es: "Am 07.12.1728 Georg Peter Conrad Muellers Sohn eines Kohlenbrenners auf Habschied und seiner Frau Christine Soehnlein. Gevattern Georg Nickel Kehsler." Am 07.03.1732, starb Johannes Schmid ein katholischer Bub von 16 Jahren und wurde braeuchlich den 9. begraben. Als denselben der interem Pastor von Moerschied wider alles Recht und Herkommen nach seiner katholischer Art begraben wollte ist ihm sein Vorwitz abgeschlagen und fortgewiesen worden." Am 11.11.1771 hat die Frau des Waldfoersters "Ewig" einen Sohn geboren, der Foerster liess heimlich den kath. Pastor Koenstges von Birkenfeld kommen und in der Nacht taufen. Als man dieses gewahr wurde, versammelten sich die evangelischen Leute vor dem Haus des Foersters und nahmen drohende Stellung ein. Der Foerster wurde von dem damals regierenden Pfalzgrafen Christian bestraft. Dieses Geburts- und Sterberegister enthaelt noch mehrere solcher Faelle, die ich nicht alle auffuehren will. Auch ist aus denselben Acten ersichtlich, dass bis zum Jahre 1730 Langweiler den Namen "Habschied" fuehrte. Wie und woher der Name Langweiler kam ist unbekannt. _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Auszug aus dem Buch "Zwischen den Wäldern" von August Keller. Langweiler ist ein kleines Dorf , das etwa 530 m NN. mitten im Wald liegt. Es hatte vor 100 Jahren 31 Haeuser mit 215 Einwohnern, von denen 180 katholisch und 35 evangelisch waren. 1279 wird es als "langwillre" erwaehnt. In der Feudalzeit gehoerte es dem Amt Allenbach in der hinteren Grafschaft Sponheim an. Der Ort entstand im Walddistrikt "habscheid", weshalb es in alten Urkunden auch Habscheid, Habescheid oder Habschied genannt wird.
In alten Zeiten bestand die Feldflur des Doerfchens aus fuenf Hufen, auf den fuenf Bauern (Huefner) unter einem Schultheissen sassen. Die 5 Hufen waren besthauptpflichtig, d.h. beim Tode eines Hufners musste das beste Stueck Vieh als Erbschaftssteuer abgeliefert werden. Spaeter wurde diese Naturalabgabe in eine Geldzahlung umgewandelt. Es waren 10 Gulden an die Kellerei des Amtes in Allenbach abzuliefern.
Es muss aber wenigstens ein wildgraeflicher Untertan in Langweiler gesessen haben. 1515 hiess dieser Vix Henne; er hatte 2 Kappen (Kapaunen) jaehrlich an das Amt Wildenburg abzuliefern. Die Grafen von Sponheim uebten die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit aus. Den Bewohnern muss es aber in der Waldregion nicht besonders gefallen haben oder sie wurden durch Seuchen und andere Ursachen veranlasst, ihren Wohnort zu verlassen. Damit entstand eine Wüstung wie Balsbach bei Kempfeld. Als dann der 30jaehrige Krieg die umliegenden Doerfer verwuestete, fluechteten die Menschen wieder in die Waelder. In dieser Zeit sollen sich versprengte Soldaten und Fluechtlinge im Idarwald bei Langweiler, Huettgeswasen, Traneweier und anderen Orten Huetten gebaut haben und ihr Leben als Holzfaeller, Koehler, Korbmacher usw. gefristet haben. So entstand das neue Langweiler. Bei Volkszaehlungen in der Zeit von 1607 - 1699 wurden von Langweiler keine Einwohner gemeldet; dagegen waren es 1772 schon wieder 13 sponheimische Familien. Sie standen den Grafen von Sponheim in Eidespflicht. Sie hatten daher in dem sponheimischen Walde Habschied die freie Aeckernutzung fuer so viele Schweine, als sie zu ihrem Haushalt bedurften.
Die Gemarkung von Langweiler muss uebrigens schon in roemischer Zeit besiedelt gewesen sein. Als naemlich 1921 das Kinderheim erbaut wurde, stiess man auf zwei Steinkistengraeber, von denen eines in einem Mauerverband lag, der also zu einem Bauwerk gehoerte. An Beigaben wurden eine Muenze des Kaisers Antonius Pius (138 - 161 nach Christi) gefunden. In der Naehe des Ortes liegen 3 alte Wehranlagen aus roemischer und nachroemischer Zeit: "Die Schanze am Schneidberg", "Das alte Schloss", "das Franzosenlager" genannt.
Der als Kinderheim erwaehnte grosse Bau wurde von der Stadt Oberhausen als Erholungsheim für Kinder der Stadt errichtet und benutzt. Infolge des 2. Weltkrieges ging das Haus in andere Haende ueber und gehoert heute einem katholischen Frauenorden (Marienschwestern v.d.U.E.), der es als Alters- und Waisenheim fuehrt. Da der Ort überwiegend katholisch ist, konnte Langweiler vor einigen Jahren zu einer katholischen Pfarrei erhoben werden.
August Keller, Trier 1958
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